Rückstandsanalytik
Per- und Polyfluoralkylverbindungen (PFAS), Substanzen synthetischer Natur, sind ihrer Eigenschaften wegen industriell vielfach im Einsatz. Bei allen Mehrwerten, die sie in der Anwendung als langlebige und höchst widerstandfähige Substanzen bieten: PFAS sind gesundheitsschädlich. Das macht sie zum Objekt von Kontrollbehörden. Über die Analyse von PFAS in Trinkwasser wurde hier bereits berichtet. Nun wird die Bestimmung von PFAS in Lebensmitteln tierischer Herkunft beleuchtet. Deren Matrix macht eine besondere Vorgehensweise in puncto Probenvorbereitung erforderlich, insbesondere, wenn es um die Herabsetzung der Bestimmungsgrenzen geht, wie in GERSTEL AppNote 247[3] beschrieben. Mit dem darin beschriebenen System und der dazugehörenden Methode werden PFAS in Lebensmitteln bestimmt gemäß der „EU Guidance Document on Analytical Parameters for the Determination of Per- and Polyfluoroalkyl Substances (PFAS) in Food and Feed, Version 1.2, 11. Mai 2022“. Das beschriebene System erfüllt die neuesten niedrigeren Höchstgehalte für Perfluoralkylsubstanzen in Lebensmitteln tierischen Ursprungs von 0,2 μg/kg, die in der Verordnung (EU) 2020/2388 der Kommission festgelegt sind.
Dank einer verpflichtenden Kennzeichnung von Lebensmitteln sind Konsumenten in der Lage, nahrhafte und gesunde Erzeugnisse von solchen anderer Art zu unterscheiden. Worüber die Labels, die Lebensmittelverpackungen zieren, keine Auskunft geben, ist der Grad einer möglichen Belastung mit Schadstoffrückständen. Mag sie auch nicht bestehen: Das Risiko einer Kontamination ist stets greifbar, wenn Nahrungsmittel unter Zuhilfenahme chemischer Ingredienzien erzeugt oder industriell verarbeitet oder über Tierfutter, kontaminierte Weiden oder Wasser aufgenommen werden. Diesem Sachverhalt trägt der Gesetzgeber Rechnung, indem er Richt- beziehungsweise Grenzwerte für schädliche Begleitstoffe festschreibt. Die sind von Erzeugern und Herstellern zu berücksichtigen. Blind darauf zu vertrauen, dass gesetzliche Vorgaben eingehalten werden, genügt allerdings nicht, den Schutz von Verbraucherinnen und Verbraucher zu gewährleisten. Der Rechtsgrundsatz „Treu und Glauben“ wird, wie die laboranalytische Praxis in der Lebensmittelkontrolle zeigt, immer wieder strapaziert und infrage gestellt. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Die wiederum verlangt den Einsatz in der Sache verständiger Expertinnen und Experten sowie eine leistungsstarke Analysentechnik.
Im Fadenkreuz der Kontrolleure
Lebensmittelkontrollen fokussieren nicht allein auf die Einhaltung hygienischer Vorgaben im betrieblichen Umfeld. Das griffe nicht tief genug. Beachtung geschenkt wird zudem einer möglichen Belastung von Nahrungsmitteln mit schädlichen chemischen Rückständen, die jenen Stoffen entstammen, die bei der Erzeugung von Nahrungsmitteln eingesetzt werden, Pestizide bei Feldfrüchten etwa oder Medikamentenwirkstoffe in der Tiermast. Lebensmittelkontrollen fokussieren auf gesundheitsbedenkliche Substanzen, die sich bei der Lagerung oder dem Transport von Lebensmitteln bilden können, Schimmelpilzen etwa und deren Toxine. Sie nehmen Prozesskontaminanten unter die Lupe, die während der Herstellung oder Verarbeitung von Lebens- und Genussmitteln im Erzeugnis selbst entstehen. Kritisch beäugt werden Stoffe, die sich durch Degenerations- beziehungsweise im Verlauf von Alterungsprozessen im Produkt bilden können und auch solche, die aus dem Verpackungsmaterial ins Produkt migrieren.
Weitere Kandidaten, die es im Rahmen eines systematischen Qualitätschecks von Lebensmitteln zu prüfen gilt, sind von Menschenhand geschaffene synthetische Verbindungen: Chemikalien, die in ihrer originären Anwendung Maßstäbe setzen und mustergültig funktionieren mögen, kurz ein Segen sind. Die aber, kaum dass sie ihren Weg in die Umwelt gefunden haben, zum Fluch werden, insbesondere dann, wenn sie sich ihrer intendierten Langlebigkeit und Widerstandskraft wegen resistent gegenüber allen natürlichen Degenerationsprozessen zeigen und in der Umwelt und ihren Kompartimenten akkumulieren.
Zum Problem werden diese Verbindungen vor allen Dingen dann, wenn sie von toxischer Natur sind, wie es bei der Gruppe der Per- und Polyfluoralkylverbindungen (PFAS) der Fall ist. PFAS sind wie die Persistenten Organischen Schadstoffe (POPs) eine Geißel. Über die Bestimmung von 20 besonders gefährlichen PFAS in Trinkwasser gemäß EU-Wasserrahmenrichtlinie 2020/2184 wurde bereits in GERSTEL AppNote 237 berichtet [1]. In dem vorliegenden Bericht wird die Bestimmung von PFAS in Lebensmitteln tierischer Herkunft beleuchtet.
Chemie der PFAS
PFAS sind im Labor synthetisierte Verbindungen, maßgeschneidert für ihren Einsatz in zahlreichen Haushalts- und Industrieanwendungen. Mit PFAS werden Lebensmittelverpackungen, Kochgeschirr und Teppiche, Bekleidung, Reinigungsmittel und Feuerlöschschäume additiviert. Ein Blick auf die molekulare Struktur erklärt das breite Anwendungsspektrum: PFAS gehören zu einer Familie hochfluorierter organischer Chemikalien, deren Basis unter anderem Carbon- und Sulfonsäuren mit einer Kettenlänge von C4 bis C18 sind; man unterscheidet perfluorierte Alkylsulfonate (PFAS) mit Perfluoroctansulfonat (PFOS) als bekanntestem Vertreter und perfluorierte Carbonsäuren (PFCA), deren berüchtigtster Repräsentant die Perfluoroctansäure (PFOA) ist.
Im Zuge der Synthese werden Wasserstoffatome durch Fluoratome substituiert, was nicht ohne Folgen bleibt: Die PFAS-Kohlenstoffkette ist hydrophob, die häufig vorhandene Kopfgruppe hydrophil. Dieser amphiphile Charakter erklärt die Verwendung mancher PFAS als Tensid. Gegenüber klassischen Tensiden ist die Kohlenstoffkette der PFAS jedoch auch lipophob: Sie weist nicht nur Wasser ab, sondern auch Öl, Fett und Schmutz. PFAS sind zudem äußerst hitzebeständig und wasserlöslich, was zur Folge hat, dass sie sich in der Umwelt ausbreiten und geradezu unbeschadet anreichern, und zwar insbesondere in Grund- und Oberflächengewässern – unseren wichtigsten Trinkwasserspeichern.
Probe diktiert Analysenstrategie
Trinkwasser dient nicht allein dazu, unseren Durst zu stillen. Wir tränken damit die Tiere, deren Fleisch und Eier wir essen und deren Milch wir trinken. Ausgehend vom Umweltverhalten ist die Annahme folgerichtig, PFAS können sich ihrer physikochemischen Eigenschaften in Milch, Eiern, Fleisch und Fisch anreichern. Deshalb werden sie zum Objekt der Lebensmittelüberwachung. Die Bestimmung von PFAS in tierischen Lebensmitteln ist keine Option, sondern aktiver Verbraucherschutz.
Ungeachtet möglicher Parallelen: Die komplexe Matrix von Lebensmitteln erfordert eine andere Herangehensweise bei der PFAS-Analyse, als sie für die Untersuchung von Wasserproben üblich ist. Um PFAS in Lebensmitteln bestimmen zu können, ist die störende Probenmatrix zu entfernen. Die PFAS sind zu extrahieren und in eine analysierbare Form zu überführen. Als Mittel der Wahl für die Extraktion von Schadstoffrückständen aus Lebensmitteln hat sich die QuEChERS-Methode [2] etabliert. Ursprünglich für die Untersuchung fettarmer Obst- und Gemüseproben entwickelt, hat sie sich dank Weiterentwicklungen und Modifikationen in der Methodendurchführung auch in der Untersuchung komplexer Matrices wie Getreide sowie fetthaltiger Produkte wie Öle sowie Milch- und Fleischprodukte etabliert. Die Bestimmung der PFAS erfolgt mittels HPLC und Tandem-Massenspektrometrie (MS/MS).
Optimierungspotenziale heben
Dass in der Bestimmung von PFAS aus Lebensmitteln in puncto Effizienz und Empfindlichkeit Optimierungspotenzial besteht, hat die Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits- und Veterinärwesen (LUA) in Sachsen in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Dresden und dem in Mülheim an der Ruhr ansässigen Analysengerätehersteller Gerstel ergebnishaft dokumentiert [3]: Durch die Modifikation von Analysenmethode und -technik ist Sauer et al. nicht nur eine elegante Automatisierung der PFAS-Bestimmung gelungen. Das interdisziplinär zusammengesetzte Expertenteam konnte auch gleichzeitig die Bestimmungsgrenzen absenken. Zudem sei es gelungen, berichten die Forschenden, Lösungsmittel einzusparen und die Analysekosten zu verringern. Ihren Erfolg rechnen Sauer et al. insbesondere der gewählten Probenvorbereitungsstrategie zu, in deren Kern eine Online an die HPLC-MS/MS-Bestimmung gekoppelte Festphasenextraktion durchgeführt wird. Zur Anwendung kommt ein spezielles Online-SPE-Modul (SPExos, Gerstel), das gegenüber der klassischen SPE kleinere Kartuschen verwendet, die unmittelbar in den Flussweg des Eluenten geschaltet sind und sich direkt und damit quantitativ auf die HPLC-Säule eluieren lassen.
Fokus auf eine Besonderheit
Die Verwendung der Online-SPE in Verbindung mit einem geeigneten Autosampler schafft die Voraussetzung, um PFAS effizient und zuverlässig zu bestimmen. Das im vorliegenden Anwendungsfall verwendete SPExos-System führt, wie es dessen Hersteller beschreibt, alle relevanten Arbeitsschritte der klassischen SPE-Probenvorbereitung durch, sprich Konditionieren, Beladen, Spülen und Eluieren sowie das Tauschen der Kartuschen. „Im Fall von Wasserproben, das nur der Vollständigkeit halber, spült der Sampler die an den Oberflächen adsorbierten Rückstände der Probe aus den Probenwegen und dem Vial auf die Kartusche, womit sich störende Memoryeffekte auf ein absolutes Minimum reduzieren lassen“, schildert Dr. Thomas Brandsch, Appliaktionsexperte von Gerstel und Mitautor der Studie [3]. Nach Elution der Analyten entfernt das SPExos-System die Kartusche aus dem Flussweg der mobilen Phase und bereitet das System für die nächste Analyse vor, und zwar simultan zur HPLC-MS/MS-Analyse der vorangegangenen Probe. Die zeitliche Verschachtelung von Probenvorbereitung und Analysenlauf (PrepAhead-Funktion) führe zu maximaler Effizienz und einem hohen Probendurchsatz, ohne dass sich die Gesamtanalysezeit verlängert, betont der Experte.
Startpunkt der PFAS-Analyse
Bei der Methodenentwicklung, die mit Standardlösungen erfolgte und mittels Analyse realer Proben validiert wurde, orientierten sich Sauer et al. an jenem automatisierten Verfahren, das von Dr. Thomas Brandsch und Kollegen Dr. Oliver Lerch bereits für die Bestimmung von 20 in der EU-Wasserrahmenrichtline 2020/2184 gelisteten PFAS [1] entwickelt wurde. Zum Einsatz kamen hier wie dort ein Autosampler (MPS robotic, Gerstel), der die integrierte Online-SPE (SPExos, Gerstel) mit Probe beschickt, sowie ein konventionelles HPLC-MS/MS-System, im vorliegenden Falle eine 1290 Infinity II Pumpe und LC-MS 6495C (beide Agilent Technologies). Die resultierenden Unterschiede sind geringfügig und der Tatsache geschuldet, dass die zu untersuchenden Proben nicht wasserbasiert sind, sondern es sich um Lebensmittel handelt, die von Natur aus ein komplexe Matrix besitzen und eine der anstehenden Online-SPE-HPLC-MS/MS-Bestimmung der Zielanalyten vorgeschaltete manuell durchzuführende angepasste QuECHERS-Extraktion erfordert (s. dazu [4]).
QuEChERS-Anwendung zwingend
Für die Validierung ihrer HPLC-MS/MS-Methode verwendeten Sauer et al. verschiedene tierische Lebensmittel, namentlich Ei, Fleisch und Fisch, die sie wie folgt im Rahmen einer der Methode angepassten QuEChERS-Probenvorbereitung behandelten: Fünf Gramm jeder Lebensmittelprobe wurden mit internem Standard additiviert, um den Verlauf der QuEChERS-Extraktion bewerten zu können, und zweimal mit Acetonitril unter alkalischen Bedingungen extrahiert, um die enthaltenen PFAS möglichst vollständig zu extrahieren. Nach der Trennung der Phasen durch Hinzugabe von Natriumchlorid wurde die organische Phase abgenommen, mit Ameisensäure angesäuert und bis zu weiteren Behandlung am darauffolgenden Tag eingefroren. Die organische Phase, in der die Analyten angereichert vorliegen, wurde mittels dispersive Festphasenextraktion unter Verwendung von Magnesiumsulfat (MgSO4) und Envi-Carb-Kartuschen gereinigt, der resultierende Extrakt wurde unter Schutzgas auf 0,3 Milliliter eingedampft und durch Zugabe der für die HPLC-MS/MS-Analyse relevanten internen Standards auf ein Volumen von einem Milliliter aufgestockt. Kalibriert wurde, wie Sauer et al. schreiben, der Konzentrationsbereich 0,025 bis 5 ng/mL (interne Standards 1 ng/mL) was bei 5 g Einwaage 0,005 bis 1 µg/kg Lebensmittel entspricht.
Probenhandling und Probenaufgabe
Mittels Online-SPE wurden 25 µL Extrakt aufgegeben. Die auf die SPE folgende HPLC-Trennung erfolgte auf einer Poroshell 120 EC-C18-Säule, 3x100 mm, 2,7 µm, Agilent Technologies). Um sich die Folgen des vorgeschalteten Anreicherungsschritts und die damit verbundene Effizienz der Reinigung des Extrakts zu dokumentieren, wurden zum Vergleich 2 µL direkt auf die HPLC-Säule gegeben (Zorbax Eclipse Plus C18 2,1x50 mm, 1,8 µm, Agilent Technologies). Die Konditionierung und Reinigung erfolgte in mehreren Schritten und mit verschiedenen Lösungen: Zunächst mit einer Mischung (300 µL) bestehend aus Acetonitril, Aceton und Ameisensäure (50/50/1, vvv) und die zweite (300 µL) bestehend aus 0,1-prozentiger Ameisensäure in Methanol. Der letzte Spülschritt wurde mit 300 µL Acetonitril durchgeführt. Sauer et al. schreiben von einem beträchtlichen Einfluss der Reinigung auf das Messergebnis.
Blick auf analytische Details
Die zusätzliche Aufreinigung der QuEChERS-Extrakte erfolgte über Online-SPE-Kartuschen (Polymer WAX, Gerstel), die kleiner dimensioniert sind als konventionelle SPE-Kartuschen. Sauer et al.: „In der Regel wird in der Online-SPE die Elution mit einem Lösungsmittelgradienten durchgeführt, der von der analytischen Pumpe geliefert wird. Die WAX-Kartuschen werden jedoch mit Ammoniak (NH3) in Methanol (MeOH) eluiert; diese Lösung kann nicht direkt auf die HPLC-Säule übertragen werden, da keine Retention der Analyten an der Chromatographiesäule erfolgen würde. Es wird eine zusätzliche (isokratische) HPLC-Pumpe verwendet, um die Kartuschen zu eluieren, und das resultierende Eluat wird mit dem Startpuffer der binären analytischen mobilen Phase im SPExos-System vereint.“ Mit Abschluss der Elution starte die Chromatographie. Die binäre Pumpe liefere dazu die erforderlichen Eluenten: 0,1-prozentige Ameisensäure in Wasser (Eluent A) und 0,25 Prozent Ammoniak und 0,05 Prozent Ameisensäure in Methanol (Eluent B). Während der Chromatographie auf der HPLC-Trennsäule startet das SPExos-System mit der Vorbereitung der nächsten Probe (PrepAhead).
Matrixeffekte unter der Lupe
Um mögliche Matrixeffekte zu untersuchen, extrahierten Sauer et al. reale Proben, namentlich Ei, Fisch und Fleisch, und zwar ohne Zugabe interner Standards. (Es wurde eine größere Menge Extrakt hergestellt, der dann in kleinen Portionen mit Standardlösung und internem Standard aufgestockt wurde, um eine Kalibrierreihe zu erhalten.) Separate Methodenkalibrierungen, basierend auf den einzelnen Probentypen, wurden identisch durchgeführt und mit Methodenkalibrierungen verglichen, die aus Lösungsmittelstandards im Bereich von 0,1 bis 2 ng/ml erhalten wurden (entspricht 0,01 bis 0,2 μg/kg in Lebensmitteln basierend auf einer Probe von fünf Gramm). Alle Lösungen wurden sowohl direkt injiziert (2 µL) als auch auf die Online-SPE aufgegebenen und analysiert. Um den Einfluss des Waschschritts auf das Messergebnis zu überprüfen, führten Sauer et al. die Online-SPE mal mit, mal ohne Reinigung durch; beide Schritte ließen sich laut Sauer et al. mit dem SPExos-System effizient umsetzen. Sie injizierten unterschiedliche Probenvolumina, sprich 25 μL nach Online-SPE und 2 μL direkt. Die Aufreinigung der QuECHERS-Extrakte mittels Online-SPE mache es möglich, größere Probenmengen zu injizieren, ohne das Matrixeffekte auftreten, wie Sauer et al. berichten. Hinter diesem Vergleich stand die Annahme, die Signalstärke werde sich um den Faktor 12,5 erhöhen, was sich, wie Sauer et al. berichten, nahezu genau ergab: „Die mit der Online-SPE erhaltenen Signale wiesen eine um die zehn- bis dreizehnfach größere Fläche auf als jene, die durch die Direktinjektion erzielt wurden.“ Gleichzeitig hätte sich das Signal-Rausch-Verhältnis verbessert. Einige Analyten hätten zudem erheblich größere Peakflächen aufgewiesen, wenn die mit Probe beladenen Online-SPE-Kartuschen einem Waschschritt unterzogen wurden. Das wiederum deute darauf hin, dass die matrixinduzierte Ionenunterdrückung reduziert werde.
Ursache statistischer Abweichungen
Wenn eine Matrixkalibrierung nicht möglich ist, erweist sich eine lösungsmittelbasierte Kalibrierung als Quantifizierung der Wahl, einschließlich einer Korrektur auf der Grundlage interner Standards, erläutern Sauer et al. Ist ein isotopenmarkierter Analyt verfügbar, lasse sich die relative Response (Verhältnis der Flächen von Analyt und internem Standard) unabhängig von möglichen Matrixeffekten bestimmen. Sollte der interne Standard allerdings nur dem Analyten ähneln, können die relative Response variieren und eine ordnungsgemäße Quantifizierung nicht möglich sein. Die Forschenden führen an diese Stelle als Beispiel Perfluorhexadecansäure (PFHxDA) an, die mit isotopenmarkierter Perfluortetradecansäure (13C2-PFTeDA) quantifiziert wird: „Die direkte Injektion von 2 μL führt zu geringfügigen Unterschieden zwischen den Kalibrierkurven, die sich aus lösungsmittelbasierten Standards ergeben, und denen aus matrixangepassten Standards“, berichten Sauer et al. Bei der Injektion von 25 μL mittels Online-SPE ohne Waschen der Kartusche wichen die für die verschiedenen Matrices erhaltenen Kalibrierkurven von der auf Lösungsmittelstandards basierenden Kalibrierkurve ab. Die Forschenden begründen dieses Phänomen mit Matrixeffekten, die von den injizierten, signifikant größeren Probenmengen herrührten. Das Waschen der Kartusche vor der Elution reduziere sichtbar die Matrixeffekte und führe wieder zu vergleichbaren Steigung der Kalibrierkurven.
Grenzen der Quantifizierung
Alles im allem sei es das Ziel gewesen, fassen Sauer et al. zusammen, die Bestimmungsgrenzen zu senken. Spike-Proben mit unterschiedlichen Konzentrationen wurden mehrfach analysiert, um die Richtigkeit und Wiederholbarkeit der Messung zu bestimmen. Als Bestimmungsgrenze wird nämlich die kleinste Konzentration angesehen, bei der bestimmte analytische Qualitätskriterien eingehalten werden können [5]. Es zeigte sich, berichten die Forschenden, dass die Online-SPE-Anreicherung und -Aufreinigung die Injektion größerer Probenmengen ermögliche, verbunden mit einer Reduzierung von Matrixeffekten. Ohne Waschen der Kartusche habe die Rückgewinnung einiger Verbindungen gelitten, was den Signalanstieg geringer ausfallen ließ als erwartet, etwa im Fall 13C 2-PFTeDA. Dies habe bei den Analyten PFHxDA und PFODA zu großen Abweichungen geführt. Werden die Kartuschen hingegen einem Waschschritt unterzogen, erhöhe sich die Rückgewinnungsrate der internen Standards erheblich, was sich günstig auf mögliche Abweichungen auswirke.
Was am Ende zu sagen bleibt
Das von ihnen verwendete Online-SPE-LC-MS/MS-System in Kombination mit der hier skizzierten Methode ermögliche laut Sauer et al. die automatisierte Aufreinigung von Lebensmittelextrakten und die Bestimmung von PFAS-Verbindungen im ng/kg-Bereich. Aufgrund des Cleanup-Effekts von Online-SPE seien die Bestimmungsgrenzen mit 0,01 µg/kg für die meisten Verbindungen im Vergleich zur Direkteinspritzung deutlich niedriger. Einige Sulfonsäuren zeigten laut Sauer et al. größere Matrixeffekte und damit höhere Bestimmungsgrenzen (0,05 μg/kg). Perfluoroctansulfonamid (PFOSA) und Sulfluramid (N-EtFOSA) wiederum hätten sich nach dem Waschen der Kartusche einer Bestimmung entzogen. Ohne Reinigungsschritt wurden Bestimmungsgrenzwerte von 0,05 μg/kg und 0,5 μg/kg erreicht.
Mit anderen Worten: „Das organische Waschen der Kartuschen vor der Elution entfernt effektiv Matrixstörungen und verbessert die Genauigkeit der Ergebnisse“, berichten die Forschenden. Die von ihnen erzielten Resultate machten also deutlich, dass die Online-SPE (SPExos) im Vorfeld der HPLC-MS/MS-Analyse von großem Nutzen für die Bestimmung ausgewählter PFAS in den tierischen Lebensmitteln ist.
Apropos: Worauf es bei der Bestimmung von PFAS in Lebensmitteln tierischen Ursprungs mittels Online-SPE-Cleanup und LC-MS/MS ankommt und welchen Mehrwert die Online-SPE gegenüber der konventionellen SPE hat, darüber berichtet der Applikationsexperte Dr. Thomas Brandsch in einem Webinar am 15. Februar 2023, 11 Uhr. Die Teilnahme an dem in englischer gehaltenen Online-Vortrag ist kostenfrei und erfordert ausschließlich eine Registrierung unter https://www.gerstel.com/de/onlineseminar-PFAS-Animal-Food-2023.
Guido Deußing, Redaktionsbüro, Neuss, E-Mail: guido.deussing@pressetextkom.de
Referenzen
[1] Thomas Brandsch, Oliver Lerch, Determination of PFAS in Water according to EU 2020/2184 and DIN 38407-42 using online-SPE-LC-MS/MS. GERSTEL AppNote 237.
[2] Michelangelo Anastassiades, Steven J. Lehotay, Darinka Stajnbaher, Frank J. Schenck, Fast and easy multiresidue method employing acetonitrile extraction/partitioning and "dispersive solid-phase extraction" for the determination of pesticide residues in produce, J AOAC Int. 2003 Mar-Apr;86(2):412-31.
[3] Claudia Sauer, Christin Pleger, Thomas Frenzel, Thomas Simat, Thomas Brandsch, Oliver Lerch, Determination of PFAS in Food of Animal Origin using online SPE Cleanup and LC-MS/MS, GERSTEL AppNote 247, 2022
[4] Guido Deußing, Lebensmittelsicherheit – Ethylenoxid und 2-Chlorethanol im Fokus analytischer Kontrolle und Qualitätssicherung, Dtsch Lebensm Rundsch 2022, 7:298-302
[5] Guidance Document on Analytical Parameters for the Determination of Per- and Polyfluoroalkyl Substances (PFAS) in Food and Feed, Version 1.2, 11 May 2022.